Die Idee vom Histomod Fachwerkhaus
Wir lieben alte Fachwerkhäuser! Sie schmücken unsere Städte und Dörfer mit verschiedensten Farben, Formen und Ausführungen. Bundesweit soll es 2,4 Millionen Fachwerkhäuser geben, allerdings sind circa 80 Prozent davon verputzt. Die sichtbaren Fachwerke zu erhalten, zu reparieren und zu restaurieren ist ein wichtiger Bestandteil unserer täglichen Arbeit.
Durch die Qualifizierung zum Restaurator im Zimmerhandwerk können wir nicht nur historisches Fachwerk restaurieren, sondern sind auch mit den verschiedenen Fachwerkstilen, Ornamenten und Verbindungsmitteln vertraut. Bei einem Besuch des Freilichtmuseum in Kloster Veßra machten wir uns intensiver mit dem hennebergischen Fachwerk bekannt. In einem Buch über dieses Fachwerk und dessen Geschichte war am Ende zu lesen, dass nie wieder so schönes Fachwerk gebaut wurde wie im Mittelalter. Diese Aussage war für uns Ansporn genug sich Gedanken über ein Fachwerkhaus zu machen, welches historisch aussieht, aber auch den modernen Ansprüchen gerecht wird.
Durch Baustoffe wie KVH und Holzfaserdämmstoffe wird eine Bauweise ermöglicht, die gleichzeitig ökologisch und hoch wärme dämmend ist und dennoch viel Spielraum für Gestaltung lässt. Die prinzipielle Konstruktion war dann schnell klar und mit ein paar Skizzen festgelegt.
Das unterscheidet altes Fachwerk vom neuen Fachwerk
Stellt man altes und neues Fachwerk gegenüber und bittet um eine Wertung, wird das alte meist als schöner empfunden. Aber warum ist das so?
Das wichtigste Merkmal ist bei Fachwerkhäusern die sichtbare Holzbreite, die ab 20 Zentimeter aufwärts liegen soll. Die Breiten variieren an verschiedenen Bauteilen. Je nach Fachwerkstil sind zum Beispiel Schwellen und Stiele wesentlich breiter als Riegel und Streben. Weiterhin sind die Giebelstellung und kleine Fenster ( 80 x 110 cm) Merkmale, die typisch für altes Fachwerk sind. Während die Giebelstellung leicht umzusetzen ist, wird es bei kleinen Fenstern schon wesentlich schwieriger, den Bauherrn davon zu überzeugen. Aber hier bestehen mit heutigen Bauelementen genügend Möglichkeiten den Wunsch nach viel Tageslicht im Innenraum nachzukommen. Dachfenster sind hier genauso geeignet wie große Fenster/-Türen zur Gartenseite. Ebenso bietet ein Laubengang viele Vorteile. Als überdachte, aber mehrseitig offene Fläche kann er Verbindungsmöglichkeit und Balkon zugleich sein. Mit Glasflächen versehen wird er Teil der Wohnfläche. Möglichkeiten gibt es hier sehr viele. Sie brauchen nur dem Kundenwunsch angepasst werden. Bei der Ausführung eines Laubenganges sollten unbedingt Aufschieblinge am Dach zum Einsatz kommen, da diese ein typisches Merkmal sind und den Bau erleichtern.
Dachgauben sind eine weitere Möglichkeit genügend Licht in den Innenraum zu bringen und sind gleichzeitig ein Gestaltungselement. Hier sollte man sich möglichst für den Bau kleiner Gauben entscheiden, die auch deutlich von der Traufe zurückspringen.
Was früher das Nebengelass für Kutsche, Heu und Stroh war, ist heute die Garage mit Hobby- und Lagerraum. Große Tore braucht man normalerweise nicht mehr, aber es ist wichtig den Anschein eines großen Tores zu erwecken. So kann der untere Bereich elektrisch geöffnet werden, während der obere Teil passend gestaltet wird, aber nur der Optik dient. Im Ganzen betrachtet strahlt es dann den Charme eines alten Hoftores aus, entspricht aber dem Stand der Technik und den heutigen Bedürfnissen. Die Eingangstür ist ein besonderes Gestaltungselement. Sie war oft aufwendig verziert und direkt am Fachwerk befestigt. Die niedrigen Raumhöhen im Mittelalter sind mit den heutigen Ansprüchen nicht zu vergleichen, sollten aber bei der Planung nicht außer acht gelassen werden. So könnte zum Beispiel der Sockel des Hauses höher liegen als der Fußboden innen.
Welche Schmuckelemente letztlich aufwendig in Szene gesetzt werden sollen, hängt vom gewünschten Fachwerkstil ab. Hier kann man sich an ortstypischen Beispielen orientieren und Balkenzonen mit profilierten Balkenköpfen und profilierten Füllhölzern nachempfinden. Passend zur Balkenzone und zum Fachwerkstil werden diese gemeinsam mit Streben und Bändern angeordnet. Eine einfache Strebe aus der Neuzeit sollte unbedingt vermieden werden. Um den Eindruck von altem Holz zu entsprechen, müssen die gesamten Holzoberflächen mit einer Stahlbürste behandelt werden.
Da ein Histomod Fachwerkhaus eher in einem Hausbestand entstehen wird, sollte man viele Gestaltungsvarianten daran ausrichten. Ziel soll es sein, den Eindruck zu erwecken, dass dieses Haus schon immer dort stand.
Das Konstruktionsprinzip
Alte Fachwerkhäuser können mit dem heutigen energetischen Anforderungen nicht mehr mithalten. Ständige Beheizung, Luftdichtigkeit, moderne Verglasungen und Zentralheizung stellen andere Ansprüche an die Wandkonstruktion als in der Vergangenheit. Unser HistomodFachwerkhaus verbindet nun diese modernen Ansprüche eines Hauses, mit einer Dauerhaftigkeit der Konstruktion.
Bei dem Histomod Fachwerkhaus handelt es sich im Prinzip und einen Holzrahmenbau mit vorgesetztem Sichtfachwerk. Die energetischen und bauphysikalischen Vorteile lassen sich gut mit der Befestigung der Fachwerk Konstruktion kombinieren. Vorzugsweise ist von innen auf der OSB-Platte, für die Aussteifung und Dampfbremse sorgt, eine putzfähige Holzfaserdämmung anzubringen. Auch zwischen den Ständern sollte wegen der positiven Eigenschaften auf flexible Holzfaser gesetzt werden. Bis dahin ist das nichts besonderes. Nun wird vorher auf der Außenseite eine getrocknete Sparschalung aufgebracht, die gleichzeitig die Befestigungsebene für das Sichtfachwerk ist. Sparschalung aus dem Grund, dass die Diffusion durch die Wandkonstruktion gegeben ist. Die Schalung sollte auch wirklich sorgfältig an den Stielen befestigt werden, damit beim Arbeiten des Sichtfachwerk ist keine Risse in den Gefahren entstehen.
Als nächstes wird eine Schalungsbahn aufgebracht, bevor das eigentliche Sichtfachwerk aufgeschraubt wird. Dieses wird dann an der Schalung von hinten angeschraubt. Auch hier sollte nicht mit Schrauben gespart werden. Um die Dauerhaftigkeit zu gewährleisten werden alle Fachwerkhölzer vorweg rundum imprägniert und gestrichen. Das soll sicherstellen, dass sich die Hölzer nicht so sehr schüsseln. Auch die Schnittflächen sollten endbehandelt sein und die Anschlüssen zusätzlich mit UV beständigem Kompriband geschlossen sein. Günstig ist es die Oberseiten der waagerechten Hölzer abzuschrägen. Nun werden die unteren und seitlichen Anschlüsse zur Schalungsbahn mit passenden Klebebändern verklebt. In die Gefache werden nun 60 mm dicke Holzfaserplatten eingearbeitet die zum Schluß geputz werden. Um die Platten mit dem Fachwerk dauerhaft abzudichten, werden die Platten leicht schräg angeschitten und mit Spezialkleber (Unger Diffutherm) rundum abgedichtet. Dabei soll die Fuge aber nicht komplett geschlossen sein, damit der Außenputz weit genug an das Fachwerk reicht. Damit ist das Sichtfachwerk hergestellt und kann sehr vielfältig ausgeführt werden. An den Balkenköpfen und den Füllhölzern ist zu beachten, dass die Fugen von der Innenseite mit dampfdichtem Klebeband abgedichtet werden müssen.
In der Praxis
Zu der Idee mit dem Histomod Fachwerkhaus kam der glückliche Umstand, dass wir kurze Zeit später eine Anfrage für ein neues Fachwerkhaus erhielten. Somit konnte die Idee in die Praxis umgesetzt werden.
In einer Lückenbebauung sollte ein neues Haus eingefügt werden, da das alte Haus in einem derart schlechtem Zustand war, dass eine Sanierung nicht in Frage kam.
Idealer Weise sollte als Bodenplatte eigentlich eine Thermoplatte Anwendung finden. Hier ist die Dämmung unterhalb angeordnet und die Fußbodenheizung wird direkt in Bodenplatte eingebaut ohne dass eine weiterer Estrich aufgebracht werden muss. Das hat den Vorteil, dass die Bodenplatte gleichzeitig Energiespeicher ist und das die Schwelle des Fachwerkes nun im Warmbereich. Aus statischen Gründen mit dem Baugrund sollte es dann doch eine normale Bodenplatte mit Fundamenten werden. Wunsch der Kundin war es, die Aufteilung mit dem links stehendem giebelständigen Haus und rechts eine Garage wie der ursprüngliche Bestand zu bauen. Um die typische Optik zu erreichen wurde über der Garage ebenfallst ein giebelständiges Satteldach angeordnet. Die Verbindung beider Dächer bildet ein kurzes Pultdach welches das Flachdach dahinter abdeckt und gleichzeitig Geländer ist. Der Zugang zum Flachdach erfolgt jeweils über Gauben. Für ausreichend Licht sorgen große Fenster und Balkontüren auf der Rückseite die zum Garten geht. Das Dach ist im Innenraum offen und ein Teil ist als Galerie ausgeführt. Die Balken sind sichtbar wie auch die Innenwand. Auch hier wird der obere Teil durch eine Balkontür belichtet. Hinter der Garage ist eine Teilbereich von Nachbarmauern umgeben, so dass keine Fenster möglich sind. Hier wurde eine Lichtschacht mit einem Dachfenster eingefügt um für Tageslicht und Belüftung zu sorgen. Oberhalb liegt der Heizraum der auch über das Flachdach zugänglich ist. Die Lüftung erfolgt im Wohnraum durch zwei und im Bad durch einen dezentrale Lüfter mit Wärmerückgewinnung. Das Garagentor ist als Seitensektionaltor mit festem Oberlicht ausgeführt und so mit Zierleisten versehen, dass es die Optik eines Brettertores hat. Der Fußbodenaufbau erfolgte in Trockenbauweise mit entsprechender Fußbodenheizung. Der vorgesetzte Sockel aus Travertin-Platten wurde optisch nach oben verlängert um die gedrungene Form zu verstärken. Da hinter den außen bündigen Fenstern die Küchenarbeitsplatte ist, fällt es im Innenraum nicht auf, dass die Fenster höher sitzen.
Während der Bauphase gab es an den Wochenenden einen regelrechten Pilgerstrom von Neugierigen, die den Baufortschritt des neuen „alten“ Hauses verfolgen wollten. Passanten, die nun das fertige Haus sehen und nichts von der Entstehung wissen
stehen bewundernd davor und loben unsere Firma für die gelungene Sanierung dieses schönen alten Hauses……ein größeres Lob könnte uns wohl niemand aussprechen!!!!!!
Planungsansicht von vorn
Planungsansicht von hinten
Planungsansicht von oben
Planungsansicht innen
Endzustand Straßenseite
Der Holzrahmenbau
Die neue Balkenzone
Detail Sichtfachwerk
Detail Fugen Ausbildung
Ansicht von innen